Adolph Bargiel (1783–1841), Stiefvater

Adolph Bargiel (1783-1840), Pastell/Pastell, ca. 1810
Adolph Bargiel (1783-1840), Pastell/Pastell, ca. 1810
(https://staatsbibliothek-berlin.de)

Clara Schumanns Mutter Mariane heiratete 1825 ihren zweiten Ehemann, den Geiger, Klavier- und Gesangspädagogen Adolph Bargiel. Von 1822 bis 1825 führte Bargiel eine Gesangsschule in Leipzig nach den Lehren Logiers. 1826 zog das Ehepaar nach Berlin, wo Bargiel die Leitung der Logier’schen Akademie, die zunächst sehr erfolgreich lief, übernahm. Jedoch musste die Schule schon 1830 geschlossen werden, da aufgrund der Cholera-Epidemie in Berlin viele Schüler dem Unterricht fernblieben und somit die Einnahmen fehlten. 1836 erlitt Bargiel einen Schlaganfall, Mariane Bargiel pflegte ihn und verdiente nach seinem Tod den Lebensunterhalt für die Familie durch Klavierunterricht. Die gemeinsamen Kinder sind Woldemar (1828–1897), Eugen (1830–1907), Cäcilie (1832–1910) und Clementine (1835–1869).

Clara Wieck besuchte ihre Mutter und ihren Stiefvater mehrmals in Berlin, so im April 1835 auf der Rückreise einer Norddeutschland-Tournee und im Februar/März 1837 während ihrer ersten Berliner Konzertreise. Von September 1839 bis Anfang Juni 1840 wohnte Clara aufgrund des Zerwürfnisses mit ihrem Vater Friedrich Wieck bei den Bargiels in Berlin, die sie in dieser schweren Zeit aufnahmen. Die Bargiels wohnten zunächst direkt an der Logier’schen Akademie in der Behrenstraße 32, nach einigen Umzügen wohnten sie bis Ende September 1839 Unter den Linden 24 und bis 1841 Hinter der Katholischen Kirche Nr. 2. Clara lebte 1839/40 zwar mit einigen Unterbrechungen (Konzertreisen, Besuche Schumanns in Leipzig) bei Mariane und Adolph Bargiel, bekam aber die beengten Wohnverhältnisse der Familie mit. Diese hinderten die Bargiels jedoch nicht daran, den regelmäßigen und gern gesehenen Besucher Robert Schumann zu Weihnachten 1839 und Ostern 1840 herzlich in der Wohnung aufzunehmen, wie ein Brief Claras an Robert schließen lässt: „…Bargiel läßt Dir sagen, von Herzen gern packe er zusammen wenn Du kämest, es würde ihn kränken wolltest Du nicht bei uns wohnen. Du hast wohl Recht, es ist auch eine Ersparniß; wenn Dir nur das Stübchen nicht gar zu klein und unsere ganze Lebensweise gar zu einfach…“ In Claras Tagebuchnotizen und Briefen an Robert Schumann aus dieser Zeit scheinen an einigen Stellen auch die finanziellen Sorgen der Mutter durch sowie Berichte über den erkrankten Stiefvater. Im Oktober 1839 half Clara ihrer Mutter finanziell mit Robert Schumanns Staatsschuldscheinen aus. Nach dem Tod Adolph Bargiels am 4. Februar 1841 schreibt Clara in das Ehetagebuch: „…er war ein ganz rechtschaffener Mann, und lebte in kranken wie in gesunden Tagen mit ganzer Seele der Kunst, von der er auch die bedeutensten [sic] Kenntnisse besaß. Ich hoffe, meine arme Mutter wird, wenn sie sich über den schmerzlichen Verlust erst etwas getröstet hat, eine ruhige Zeit bekommen, der sie längst bedurfte; die Frau hätte sich bei der Fortdauer dieser Krankheit selbst mit zu Grunde gerichtet. Er war 5 Jahre lang krank, während welcher Zeit alle Sorgen auf der Mutter lagen. Der Himmel gebe, daß sie bald in eine bessere sorgenlosere Lage kommen möge.“

Vgl. Hanna Bergmann: „Bargiel, Marianne, Mariane, geb. Tromlitz, verh. Wieck, verh. Bargiel.“ Online-Lexikon Europäische Instrumentalistinnen des 18. und 19. Jahrhunderts. Sophie-Drinker-Institut 2009, URL: https://www.sophie-drinker-institut.de/bargiel-marianne [31.7.2020].

Vgl. Clara Wieck, Jugendtagebücher 1827‒1840, hrsg. von Gerd Nauhaus und Nancy B. Reich unter Mitarbeit von Kristin R.M. Krahe, Hildesheim 2019, S. 237, 256, 342, 388.

Vgl. Elisabeth Schmiedel und Joachim Draheim: Eine Musikerfamilie im 19. Jahrhundert: Marianne Bargiel, Clara Schumann, Woldemar Bargiel in Briefen und Dokumenten, Bd. 1, München [u.a.] 2007.

(Theresa Schlegel, 2020)