Berthold Litzmann (1857–1926)

Berthold Litzmann (1857-1926), um 1910, Ölgemälde von Heinrich Brüne (StadtMuseum Bonn)
Berthold Litzmann (1857-1926), um 1910, Ölgemälde von Heinrich Brüne (StadtMuseum Bonn)

Der Germanist Berthold Litzmann verfasste zwischen 1901 und 1908 die dreibändige Biografie Clara Schumanns, die bis heute ein wichtiges Quellenmaterial der Robert- und Clara-Schumann-Forschung darstellt. Nachdem Julius Allgeyer während den Vorarbeiten zu seiner Clara-Schumann-Biografie 1900 verstarb, beauftragte Marie Schumann Litzmann damit, aus Briefen und Tagebuch-Bänden ihrer Mutter und unter Verwendung Allgeyers Manuskript, das bis 1840 reichte, eine Biografie zu verfassen. Wenngleich Litzmann in den ersten zwei Bänden mehr eine Doppelbiografie verfasst und sich auf Clara Schumann als Pianistin, weniger als Komponistin, fokussiert, so zeichnet er doch ein umfassendes Bild der Künstlerehe, der vielen Konzertreisen, Briefwechsel und Zusammentreffen der verschiedenen Künstlerfreunde und Claras späterer Lehrtätigkeit sowie Herausgabe von Schumanns Jugendbriefen und Gesammelten Werken. Laut Eugenie Schumann hat Marie Schumann nach Fertigstellung der Biografie die späteren Tagebuch-Bände ihrer Mutter vernichtet. Somit bleiben die von Litzmann zitierten Tagebuchnotizen Clara Schumanns, auch wenn sie sehr lückenhaft sind und selektiv ausgewählt bzw. durch Marie oder Clara Schumann selbst zensiert wurden, bis heute die einzige Quelle für Claras spätere Tagebücher.

Berthold Litzmann hat Clara Schumann als Siebenjähriger kennengelernt, als sie anlässlich eines Konzerts in Kiel im Dezember 1864 zum ersten Mal bei den Litzmanns wohnte. In den 1870er-Jahren hielt sich Clara mehrmals in Kiel zur Kur auf, um ihre Armschmerzen behandeln zu lassen, bei diesen Aufenthalten spielte sie auch auf dem Klavier der Litzmanns.

Vgl. Janina Klassen: Clara Schumann. Musik und Öffentlichkeit, Köln u.a. 2009, S. 480–487.

Berthold Litzmann: Clara Schumann. Ein Künstlerleben. Nach Tagebüchern und Briefen. 3 Bde. Leipzig: Breitkopf & Härtel 1902–1908.

(Theresa Schlegel, 2020)