Fanny Hensel (1805–1847)

Fanny Hensel (1805-1847), 1842 (Gemälde von Moritz Oppenheim, Jewish Museum, New York)
Fanny Hensel (1805-1847), 1842 (Gemälde von Moritz Oppenheim, Jewish Museum, New York)

Fanny Caecilie Mendelssohn kam am 14. November 1805 in Hamburg als Tochter von Abraham Mendelssohn (1776–1835) und Lea Mendelssohn geb. Salomon (1777–1842) zur Welt. Fanny erhielt eine frühe und sehr umfassende musikalische Bildung durch ihre Familie, ausgewählte Lehrer wie z.B. Carl Friedrich Zelter und war Mitglied der Berliner Singakademie. Aufgrund familiärer und gesellschaftlicher Restriktionen durfte sie ihr Talent, im Gegensatz zu ihrem Bruder Felix, nicht öffentlich ausleben – eine Konzertkarriere als Pianistin oder der Druck ihrer Kompositionen wurde von ihrer Familie nicht gebilligt. Dennoch bot sich ihr im Rahmen der von ihrem Vater geschaffenen halböffentlichen „Sonntagsmusiken“ ein musikalischer Raum, den sie ab 1831 bestimmte: In dem Gartensaal des Anwesens der Familie in der Leipziger Str. 3 trat sie vor einem größeren Kreis als Pianistin und Dirigentin auf, auch ihre eigenen Kompositionen brachte sie hier zu Gehör. 1829 heiratete Fanny den Maler Wilhelm Hensel, der sie in ihrem künstlerischen Schaffen unterstützte. Die inspirierende 1839/40 gemeinsam mit ihrem Mann unternommene Italienreise, auf der Fanny als Pianistin und Komponistin Anerkennung fand, wurde von ihr auch kompositorisch verarbeitet. Fanny, die ihr Leben lang komponierte, veröffentlichte 1846 und 1847 trotz Vorbehalte ihres Bruders ihre eigenen Werke opp. 1-7. Nach ihrem Tod erschienen durch die Initiative Wilhelm Hensels opp. 8-11. Ihr vielseitiges Oeuvre, das bis heute noch nicht gänzlich erschlossen ist und nur selten aufgeführt wird, umfasst über 460 Titel.

Während Clara Wieck Felix Mendelssohn Bartholdy schon 1832 auf ihrer Paris-Tournee kennenlernte sowie seine Konzerte in Leipzig besuchte bzw. seine Werke aufführte und mit ihm gemeinsam auftrat, fanden erste Treffen zwischen Clara und Fanny laut Robert Schumanns Haushaltbuch vermutlich erst 1843 in Leipzig statt. Ein intensiverer Austausch ergab sich im Februar/März 1847, als sich Clara und Robert Schumann in Berlin aufhielten – Robert dirigierte am 17. Februar die Berliner Erstaufführung seines Oratoriums Das Paradies und die Peri op. 50 und Clara gab zwei Konzerte in der Singakademie. Am 4. März 1847 waren Robert und Clara zu einer Soiree bei Fanny Hensel in die Leipziger Str. 3 eingeladen, Fanny hielt in ihrem Tagebuch fest: „Wir haben ‹am 4. März› eine sehr brillante Gesellschaft gehabt, mit Radzivills, der Rossi, Westmorlands, die Decker hustend, stumm wie die Rossi, die Schumann, Melitta Behrend und ich machten die honneurs der Musik, und Melitta hatte die honneurs des Abends. […] Die Schumann sehe ich sehr viel, sie kommt fast täglich zu mir, und ich habe sie recht lieb gewonnen.“ Grund für die täglichen Besuche war sicher nicht nur das Porträt, das Wilhelm Hensel von Clara anfertigte, sondern auch die gegenseitige Sympathie der beiden Frauen. Die Schumanns überlegten sogar, nach Berlin zu ziehen und waren tief erschüttert, als Fanny unerwartet am 14. Mai 1847 starb. Kurz nach ihrem Tod am 15. Juni 1847 schrieb Clara an die befreundete Elise List: „Sie war wohl die ausgezeichnetste Musikerin ihrer Zeit, und für das ganze musikalische Leben in Berlin eine wichtige Person – man hörte bei ihr nur Gutes. Ich hatte ihr mein Trio [op. 17], das ich täglich aus dem Druck erwarte, dedicirt, und nun ist sie tod! – Mich und meinen Mann hatte dieser Fall sehr erschüttert!“

Vgl. Ute Büchter-Römer: Fanny Mendelssohn-Hensel, Hamburg 2001.

Vgl. Schumann-Briefedition, Serie II, Bd. 1: Freundes- und Künstlerbriefwechsel (Robert und Clara Schumann im Briefwechsel mit der Familie Mendelssohn), hrsg. v. Kristin R. M. Krahe, Katrin Reyersbach und Thomas Synofzik, Köln 2009, S. 311–313.

Vgl. Monika Schwarz-Danuser: „2. Fanny (Caecilie)“, in: Ludwig Finscher (Hg.), Musik in Geschichte und Gegenwart, Personenteil 11, Köln [u.a.] 2004, Sp. 1534–1542.

Franz Liszt (1811-1886), Stahlstich, um 1840 (StadtMuseum Bonn)

(Theresa Schlegel, 2020)