Frédéric Chopin (1810–1849)

Frédéric Chopin (1810-1849), Stahlstich, 19. Jh. (StadtMuseum Bonn)
Frédéric Chopin (1810-1849), Stahlstich, 19. Jh. (StadtMuseum Bonn)

Frédéric Chopin und Clara Wieck begegneten sich erstmals 1832 in Paris. Auf ihrer Pariser Konzerttournee besuchte Clara den Komponisten am 21. Februar 1832 und hörte ihn am 25. Februar 1832 bei Friedrich Kalkbrenner, wohl in den Räumen der Klavierfirma Pleyel (sowie am 14. März bei Abbé Bertin). Chopin spielte seine Variationen Là ci darem la mano op. 2, die Clara 1831 einstudierte, sowie sein Klavierkonzert e-Moll op. 11, über das Clara ins Tagebuch schreibt: „Das Concert in E moll von Chopin ist unvergleichlich schön und originell und machte sich selbst mit Quartett gut.“ Wahrscheinlich hat Clara Wieck auch Chopin vorgespielt und ihn um Einsicht in das Manuskript des Klavierkonzertes gebeten oder Chopin hat ihr aus Wertschätzung das Manuskript übersandt. Auf einem undatierten Billet, vermutlich vom Februar 1832, schreibt Chopin: „Ich habe die Ehre, Ihnen, mein Fräulein, das Manuskript des Konzertes zu schicken, das ich Ihnen versprochen habe. Schon im voraus freue ich mich sehr darauf, es von einem so bewunderungswürdigen Talent ausgeführt zu hören. Gestatten Sie mir, mein Fräulein, die Versicherung meiner vollkommenen Hochachtung.“ Das Konzert brachte Clara Wieck schließlich am 5. Mai 1834 im Leipziger Gewandhaus zur Aufführung.

Am 27./28. September 1835 hielt sich Chopin kurzzeitig in Leipzig auf und besuchte die Wiecks wenige Stunden vor seiner Abreise. Clara spielte ihm Schumanns Sonate fis-Moll op. 11 vor, den letzten Satz ihres Klavierkonzertes op. 7 sowie zwei Etüden von Chopin, „worüber er mich förmlich mit Complimenten überschüttete […]. Er spielte auch ein Notturno von sich, mit dem feinsten Pianissimo…, [FW:] doch zu willkürlich. [CW:] Er ist sehr schwächlich und tief krank.“, vermerkte Clara am 27.9.1835 in ihrem Tagebuch.

Am 12. September 1836 hielt sich Chopin wieder für einen Tag in Leipzig auf, er besuchte Robert Schumann, dem er einige neue Stücke vorstellte, und Clara Wieck. Friedrich Wieck berichtete hierüber: „D.[en] 12. überraschte uns Chopin u[nd] hörte [von Clara Wieck] O.[pus] 5 ganz u[nd] aus O.[pus] 6 2 Mazurken u[nd] Ballade, so wie das Concert O.[pus] 7. Er war entzückt, sprach sich enthusiastisch aus und schied gerührt von uns. Er war sehr leidend, hatte sich in Dresden vor Niemand sehen lassen, war hier nur bei Schumann gewesen, nahm Op 5 gleich mit u hinterließ der Clara ein Stammbuchblatt.“ Robert Schumann schrieb am 14. September 1836 seinem ehemaligen Lehrer Heinrich Dorn: „Wie er am Clavier sitzt, ist rührend anzusehen. Sie würden ihn sehr lieben. Clara ist aber größere Virtuosin und gibt seinen Compositionen fast noch mehr Bedeutung als er selbst. Denken Sie sich das Vollendete, eine Meisterschaft, die von sich selbst gar nichts zu wissen scheint.“

Vgl. Ernst Burger: Robert Schumann. Eine Lebenschronik in Bildern und Dokumenten. Unter Mitarbeit von Gerd Nauhaus und mit Unterstützung des Robert-Schumann-Hauses Zwickau, Mainz u.a. 1999, S. 110–111, 143, 151.

Vgl. Clara Wieck, Jugendtagebücher 1827‒1840, hrsg. von Gerd Nauhaus und Nancy B. Reich unter Mitarbeit von Kristin R.M. Krahe, Hildesheim 2019, S. 90-91, 109-112, 408 Anm. 100.

(Theresa Schlegel, 2020)