Robena Ann Laidlaw (1817‒1901)

Robena Ann Laidlaw, ca. 1840 (Lithographie von F. Eybl, Wien, vgl. The New York Public Library for the Performing Arts, Music Division)

Die englische Pianistin Robena Ann Laidlaw, geboren am 30. April 1817 in Bretton, zog 1830 mit ihrer Familie nach Königsberg, wo sie Klavierunterricht bei Georg Tag erhielt. 1834 begleitete sie ihr Vater nach Berlin, hier trat Robena Ann Laidlaw nicht nur in Salons auf, sondern spielte auch vor der königlichen Familie und gab eigene Konzerte u.a. im Schauspielhaus. Die Herzogin Friederike von Cumberland (1778‒1841), Schwester der Königin Luise von Preußen und ab 1837 Königin von Hannover, ernannte Laidlaw zu ihrer Hofpianistin. 1834 reisten Vater und Tochter weiter nach London, mit Empfehlungen der Herzogin von Cumberland für den englischen Hof. In London wurde Robena Ann Laidlaw Schülerin von Henri Herz, sie kehrte aber schon 1836, nach Zwischenstationen in Hamburg und Königsberg, nach Berlin zurück, um hier Unterricht bei Ludwig Berger zu nehmen (bei dem schon Henriette Voigt geb. Kuntze sowie Wilhelm Taubert und Felix Mendelssohn Bartholdy in den 1820ern Klavierunterricht genossen). Die Virtuosin unternahm in den 1830ern und 1840ern zahlreiche Konzertreisen durch Europa, u.a. nach Petersburg, Wien, Breslau, Hannover, Dresden und Leipzig. Ab 1845 lebte sie in London, wo sie als Klavierlehrerin tätig war, und heiratete 1852 den Rechtsanwalt George Thomson. Mit der Eheschließung beendete sie ihre Konzertkarriere. Sie starb am 21. Mai 1901 in London.

Im Sommer 1837 lernte Robena Ann Laidlaw Robert Schumann in Leipzig kennen. In ihren Erinnerungen schildert sie, dass ihr die Einfachheit von Schumanns Zimmer auffiel, sie traf ihn rauchend im Morgenmantel an, am Schreibtisch sitzend, und bemerkte seine Verlegenheit, die jedoch schnell einer „freundlichen Plauderei“ wich. In Schumann sah sie einen „vornehmen und ungekünstelten“ Mann (zit. nach Jansen, S. 323), dessen „Unterhaltung immer geistreich und anziehend [war]; ganz eigenartig – er kopirte nie andre, weder in Manieren noch in Worten. Wir sprachen wiederholt über E.Th.A. Hoffmann, den er sehr liebte. …“ (zit. nach ebd., S. 324).
In Leipzig gab Laidlaw am 2. Juli 1837 eine Matinee im Gewandhaus, Schumann lobte in der Neuen Zeitschrift für Musik ihr „so gründlich gutes und eigenthümliches Spiel“, erwähnte ihre „Liebenswürdigkeit“, doch die „Wahl der Stücke [hatte] nichts auffallend Glänzendes“ (Nr. 3, 11.7.1837, S. 12). Von Laidlaws Konzert am 15. Juni, mit ganz ähnlicher Programmwahl, berichtete Clara Wieck etwas herablassend in ihrem Tagebuch: „Es war sehr leer, was bei der Hitze und bei dem Unbekanntsein des jungen 17 jährigen Mädchen wohl nicht anders zu vermuthen war. Aber welch erbärmliches ledernes Concert war das! Concert von Beethoven (ganz falsch aufgefaßt), Etüden von Berger, (wohl für Dillettanten aber nicht, sie einem Publikum vorzuführen) Eine von Chopin und Eine von Hiller. Zuletzt die Militairfantaisie von Pixis, bei dem sie einige Zeit Unterricht gehabt hat, jedoch letzteres Stück machte ihm keine große Ehre denn sie spielte es (wie überhaupt Alles) in einem Tone weg wie eine Maschiene, dazu noch ein ganz schlechtes Instrument – das war das Concert!“ (Jugendtagebücher, S. 251).

Konzertkritiker der verschiedensten Städte lobten das Klavierspiel Laidlaws, nicht nur ihre ausgezeichnete Technik, sondern auch die Ausgewogenheit von Zartheit und Energie ihres Spiels, einige Male werden auch die Fertigkeiten ihrer linken Hand hervorgehoben. Und auch Robert Schumann muss von ihr beeindruckt gewesen sein, schließlich widmete er ihr 1837 seine Fantasiestücke op. 12, und änderte ihren Namen des „weicheren und musikalischen“ Klangs wegen (zit. nach Jansen, S. 326) zu Anna Robena Laidlaw – sie spielte seine Werke allerdings eher in privaten Kreisen. Zum Dank sandte sie ihm eine Lithografie von sich sowie Zigarren, die Schumann außerordentlich gut mundeten. Als sie ihm Ende 1837 eine Haarlocke von sich schenkte, neckte Schumann Clara Wieck damit in einem Brief. Unbekümmert ließ sie das nicht, immerhin hat Clara Schumann in hohem Alter in ihrer Instruktiven Ausgabe der Klavierwerke Robert Schumanns (1887) die Widmung bei Op. 12 gestrichen.

Vgl. Annkatrin Babbe: Artikel „Laidlaw, Robena […]“, in: Europäische Instrumentalistinnen des 18. und 19. Jahrhunderts. 2010. Online-Lexikon des Sophie Drinker Instituts, hrsg. von Freia Hoffmann. Online unter: https://www.sophie-drinker-institut.de/laidlaw-robena-anna [14.9.2020].

Vgl. Clara Wieck, Jugendtagebücher 1827‒1840, hrsg. von Gerd Nauhaus und Nancy B. Reich unter Mitarbeit von Kristin R.M. Krahe, Hildesheim 2019.

Vgl. Dictionary of Pianists and Composers for the Pianoforte, hrsg. von Ernst Pauer, London 1895, S. 65 f. Online unter: https://archive.org/details/ [14.9.2020].

Vgl. Friedrich Gustav Jansen: „Robert Schumann und Robena Laidlaw“, in: Die Grenzboten, Bd. 54.4, 1895, S. 320‒333. Online unter: https://brema.suub.uni-bremen.de/ [14.9.2020].

Vgl. Musikalisches Conversations-Lexikon, hrsg. von Hermann Mendel, Berlin 1876, S. 227 f. Online unter: https://archive.org/details/[14.9.2020].

Vgl. Wolfgang Seibold: Familie, Freunde, Zeitgenossen. Die Widmungsträger der Schumannschen Werke (= Schumann-Studien 5), Sinzig 2008, S. 151‒154.

(Theresa Schlegel, 2020)