Schumann-Fest Zwickau 2013 – eine sehr positive Bilanz

Bericht von Wolfgang Meyer 

Zwickau ehrt alljährlich Robert Schumann. In diesem Jahr wäre der bedeutende Komponist der Romantik 203 Jahre alt geworden. Die Stadtverwaltung Zwickau, die Robert-Schumann- Gesellschaft Zwickau e. V. und das Robert-Schumann-Haus ehrten den Künstler in einem großen Programm vom 2. bis zum 23. Juni mit insgesamt 20 Veranstaltungen.

In diesem Jahr wäre Richard Wagner 200 Jahre alt geworden, Wagner, neben Robert Schumann einer der bedeutendsten Komponisten der Romantik und langjährig zu Schumanns künstlerischem Umfeld gehörig. Man kannte sich, man mochte sich trotz aller charakterlicher Unterschiede, und man nahm – oft kritische – Notiz von den Werken des Anderen. Deshalb stand das Schumann-Fest 2013 unter dem Motto „Schumann und Wagner“.

Ein ebenso anspruchsvolles wie inhaltsreiches Programm, das neben großen Konzerten mit hochrangigen internationalen Künstlern eine Vielzahl kleinerer, aber nicht weniger reizvoller Veranstaltungen bot, darunter Liederabende, Kammerkonzerte, Lesungen, ein Kindernachmittag, daneben auch eine Vielzahl wissenschaftlicher Vorträge im Rahmen einer mehrtägigen wissenschaftlichen Arbeitstagung. Leider musste die Auftaktveranstaltung, eine Aufführung der Wagner-Oper „Tannhäuser“ wegen einer akuten Hochwasserbedrohung der Zwickauer Innenstadt ausfallen.

Der Höhepunkt des diesjährigen Festes war die Uraufführung der Sätze 3 und 4 zu Schumanns Sinfonie g-moll „Zwickauer Sinfonie“. Diese waren von Schumann unvollendet geblieben und erst jetzt von dem Leipziger Komponisten Olav Kröger rekonstruiert und teilweise sinnwahrend ergänzt worden. Die Aufführung auf Originalinstrumenten fand im Rahmen der diesjährigen Sinfoniekonzerte im festlichen Zwickauer Konzert- und Ballhaus „Neue Welt“ statt.

Traditionsgemäß beinhaltete das Fest eine Geburtstagsfeier für Robert an dessen Denkmal, bei der die Oberbürgermeisterin Dr. Pia Findeiß Persönlichkeit, Werk und künstlerische Bedeutung Schumanns würdigte, hunderte blauer Luftballons in den Himmel stiegen, hunderte rote Rosen am Denkmal niedergelegt worden und diverse Ensembles bis in den späten Abend hinein musizierten.

Große Beachtung fand die Eröffnung einer Sonderausstellung zum Thema Schumann und Wagner mit Exponaten, die die Persönlichkeiten beider Künstler beleuchten, mit Schriften, Briefwechseln, Notenautographen, Portraits, sowie diversen Dokumenten aus den Archiven des Schumannhauses, die erstmals der Öffentlichkeit gezeigt werden und vielem anderen mehr.

Seit 2003 wird im Zweijahresturnus der Robert Schumann Preis der Stadt Zwickau an Persönlichkeiten verliehen, die sich um das Leben, das Werk und dessen Interpretation verdient gemacht haben. In diesem Jahr an den amerikanischen Musikwissenschaftler Jon W. Finson und den schwedischen Geiger Ulf Wallin.

Jon W. Finson ist Professor an der University of North Carolina at Chapel Hill. Er gilt als einer der profiliertesten Musikwissenschaftler der USA und engagierter Schumannforscher. Er ist der Autor zahlreicher Veröffentlichungen zum Leben und Werk Robert Schumanns. Schumannhausdirektor Dr. Thomas Synofzik würdigte die herausragenden wissenschaftlich- künstlerischen Leistungen wie die langjährigen freundschaftlichen Beziehungen Prof. Finsons zu Zwickau und insbesondere dem Schumannhaus.

Der schwedische Geiger Ulf Wallin ist nicht nur ein international gefragter Künstler der ersten Reihe, er ist zudem Professor an der Hochschule für Musik „Hans Eisler“ Berlin. Dr. Michael Struck, Schumannpreisträger von 2009 würdigte die hervorragenden Verdienste Prof. Wallins um die Interpretation Schumannscher Werke, insbesondere der Wiederbelebung des 1853 entstandenen, und erst 1937 im Deutschen Opernhaus Berlin uraufgeführten einzigen Schumannschen Violinkonzerts d-moll, WoO 23.

Die Preise überreichte Zwickaus Oberbürgermeisterin Dr. Pia Findeiß, der mit 10 000 Euro dotierte Preis wurde geteilt. In ihren Dankesworten würdigten beide Künstler die außerordentliche künstlerische Bedeutung des Werkes Schumanns und brachten zudem ihre große Freude über die ehrenvolle Auszeichnung zum Ausdruck.

Zu den besonderen Höhepunkten des Festes gehörten zweifelsfrei auch Opernparaphrasen von Wagner in der Bearbeitung von Franz Liszt. Diese, sowie Werke von Robert Schumann und Franz Liszt bot der berühmte ukrainische Pianist Boris Bloch einem jubelnden Publikum im Robert-Schumann-Haus dar.

Einen eindrucksvollen Konzertabend gestalteten rund zwei Dutzend Schülerinnen und 1 Schüler des Robert Schumann Konservatoriums, mit Werken für Klavier zu 2 und 4 Händen, Liedern und Duetten von Robert Schumann. Die Schülerkonzerte gehören seit 2006 zum festen Bestandteil des jährlichen Schumann-Festprogramms, und es ist immer wieder ein Erlebnis, die jungen, engagierten Künstler voller Begeisterung im Konzert zu erleben. Die Jüngste, eine kleine Pianistin, war gerade 8 Jahre alt.

Ein Liederabend in den Zwickauer Kunstsammlungen mit Uta Simone, Sopran und Georg Christoph Sandmann am Göhler-Flügel, eine Parsifal-Bearbeitung für Klavier zu vier Händen von Engelbert Humperdinck mit dem Klavierduo Shoko Hayashizaki/Michael Hagemann. Dazu ein Nachtkonzert, bei dem Thomas Synofzik Clara Wiecks berühmten Flügel erklingen ließ, mit Werken von Wagner und Schumann, das trotz später Stunde eine außerordentliche Resonanz fand und, und und... Die Liste ließe sich noch fortsetzen.

Erwähnenswert ist auch die Aufführung der einzigen Schumann-Oper „Genoveva“ als Papiertheater in der kleinen Hofstube des Zwickauer Schlosses Osterstein.

Zum Abschluß gab es mit „Schumann und Wagner meet Jazz“ ein außergewöhnliches Konzert, bei dem bekannte Motive bekannter Wagneropern und Schumannscher Kompositionen in einer völlig ungewohnten Weise erklangen, Das Leipziger „Lora Kostina Trio“ spielte Ausschnitte aus „Tannhäuser“, „Lohengrin“, den berühmten „Walkürenritt“ und anderes in der Version des Modern Jazz, dazu eigene Kompositionen und Arrangements.

Es war ein wunderbares Fest. Darüber waren sich sowohl die Musikfreunde aus Nah und Fern einig, auch die Künstler selbst waren mit dem Programm, der Organisation und den diversen Randbedingungen sehr zufrieden. Die gute Besucherresonanz bewies, dass entgegen allen gegenteiligen Behauptungen klassische Musik keineswegs eine sterile, elitär-weltferne Angelegenheit aus dem Elfenbeinturm ist.

Dass sich die Zwickauer Robert Schumann Feste weit über die Region hinaus ständig steigender Bedeutung erfreuen, zeigt zum einen die Teilnahme hochrangiger internationaler Künstler, darunter aus den USA, Frankreich, Japan, China und weiteren Ländern, zum anderen die seit Jahren steigenden Besucherzahlen, wobei die Gäste weder Weg noch Mühe scheuen, die Festtage zu besuchen. Somit darf für das Robert-Schumann-Fest des Jahres 2013 eine durchaus erfreuliche, positive Bilanz gezogen werden.